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Giftige Weihnachtsbäume
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Achtung Warnung: Giftige Weihnachtsbäume!
Am 19.12.12 brachte 3sat einen Bericht: „Giftige Bescherung“. Sie können diesen Bericht nachlesen, wenn Sie auf www.nano.de klicken. Es erscheint ein Kalender. Klicken Sie dann links im Kalender auf den kleinen roten Pfeil und gehen Sie bis zum 19.12.12 zurück – dann können Sie den Bericht lesen. Vor allem beruflich Geschädigte sollten beim Kauf eines Weihnachtsbaums sehr vorsichtig sein. Inge Kroth erlitt im Dezember 2011 eine schwere, lebensgefährliche Vergiftung beim Dekorieren ihrer Wohnung mit Tannenzweigen. Diesen Bericht von 2011 „Giftige Weihnachtsbäume“ finden Sie weiter unten:
Lesen Sie bitte was der WDR berichtet über:
Initiative gegen Pflanzenschutzmittel: Der giftige Weihnachtsbaum
von Katrin SchlusenWeihnachtsbäume, die krank machen? Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Weihnachtsbaum-Plantagen wird von der Bürgerinitiative „Giftfreies Sauerland“ in Bestwig scharf kritisiert. Sie fordert ein Verbot bestimmter Chemikalien.
18.10.2011
Der giftige Weihnachtsbaum
Rentner Horst Funke kann sich noch genau an den Abend des 18. Januars 2007 erinnern. Er hörte ein Knirschen: Der Orkan Kyrill hatte das Dach des Wintergartens herunter gerissen. Draußen, hinter seinem kleinen Garten, wartete eine weitere böse Überraschung. Funke dachte: „Es ist so komisch hell.“ Dann die Erkenntnis: „Der Wald ist weg.“ Hinter seinem Gartentor stand ein Wald mit Fichten, die 35 bis 40 Jahre alt waren. Nach dem Sturm war alles verwüstet. Heute, vier Jahre nach dem Orkan, stehen auf dem Gelände hinter seinem Gartentor zwar wieder Bäume, aber mit Wald hat das seiner Ansicht nach nichts zu tun. Ein riesiges Feld mit kleinen Weihnachtsbäumchen ist dort angelegt worden. Funke zeigt auf die Brombeerhecke an seinem Gartentor. „Früher hatten wir eimerweise Brombeeren, aber dieses Jahr gab es keine Früchte“, sagt er und fügt hinzu: „Und wenn, dann hätte ich sie nicht gegessen.“ Denn der Rentner macht den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf dem Feld für das Ausbleiben der Früchte verantwortlich.
Weihnachtsbäume sind Millionengeschäft
Beschreibung: Weihnachtsbaumplantagen in Bestwig (Hochsauerlandkreis)
Monokultur Weihnachtsbäume
Der kleine Ort Bestwig im Hochsauerlandkreis ist spätestens seit dem Orkan Kyrill die inoffizielle Weihnachtsbaum-Hauptstadt von NRW. Hier wurden zahlreiche sturmgeschädigte Flächen als Weihnachtsbaum-Plantagen umfunktioniert. Nach Angaben des NRW-Umweltministeriums hat sich die Anbaufläche dieser Plantagen im Sauerland seit 2007 von 1.900 auf 3.800 Hektar nahezu verdoppelt. Die Waldbauern brauchen dafür keine Genehmigung, denn vom Gesetz her sind auch Weihnachtsbäume Bäume und daher gilt der Anbau als Aufforstung. Es handelt sich dabei um ein Millionengeschäft, denn anders als Fichten oder Laubbäume können die Weihnachtsbäume alle sechs bis acht Jahre geerntet werden. Und damit sie gerade und schnell wachsen, ist es gängige Praxis, dass Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen.
Nabu fordert Neubewertung von Glyphosat
Unter anderem wird auch ein Pflanzenschutzmittel eingesetzt, das die Chemikalie Glyphosat enthält. Dieses Mittel ist seit Jahrzehnten in Deutschland für die Landwirtschaft zugelassen. Auf Weihnachtsbaum-Plantagen wird es verwendet, wenn die Pflanzen noch sehr klein sind. Es tötet die umliegenden Gräser radikal ab, so dass sie den Tannenbäumchen nicht das Wasser abziehen. Der Naturschutzbund Nabu fordert eine Neubewertung des Mittels. Im April 2011 veröffentlichten die Naturschützer einen Bericht zum Einsatz von Glyphosat in den USA und Lateinamerika. Der Einsatz der Chemikalie, so der Bericht, könnte beispielsweise zu Fehlgeburten oder Krebserkrankungen beitragen. Der Bericht bezieht sich auf die Ergebnisse einer Reihe von Studien, die untersuchten, welche Auswirkungen Glyphosat beispielsweise auf Tiere hat. Menschen können dem Nabu zufolge die Chemikalie über Nahrungsmittel und das Trinkwasser, aber auch über die Haut und Atemwege aufnehmen. Erst im September 2011 gab es im Bundestag eine Anhörung zum Thema Glyphosat. Nabu-Mitarbeiterin Steffi Ober war als Expertin eingeladen und erklärte den Abgeordneten, dass auch in Deutschland bis zu 8.000 Tonnen Glyphosat-Präparate pro Jahr eingesetzt werden.
Anmerkung: Inge Kroth erlitt am 1.Advent 2011 beim Dekorieren ihrer Wohnung mit Tannenzweigen eine schwere Vergiftung. Sie erfuhr von ihrer langjährigen Ärztin Frau Dr. Kirstein, dass die Tannen im Jahr 2011 voller Zecken waren. Man hätte sie gar nicht verkaufen können. Deshalb wurden sie mehrmals per Hubschrauber nicht nur mit Pestiziden, sondern auch noch viele Male mit Zeckengift besprüht.
Bürgerinitiative: „Mehr Kontrollen“
„Als wir von der Nabu-Studie hörten, wussten wir, dass wir aktiv werden müssen“, sagt Claudia Wegener. Sie und ihr Mann wohnen in Bestwig und haben eine kleine Tochter. Seit ein paar Monaten gehören sie der neu gegründeten Bürgerinitiative „Giftfreies Sauerland“ an. Der harte Kern besteht aus zwölf Mitgliedern, die über den ganzen Ort verteilt wohnen. Junge Eltern, Rentner, Jugendliche, CDU-Wähler und linke Naturschützer – die Gruppe ist ganz gemischt. Das gemeinsame Ziel: „Es muss mehr Kontrollen beim Einsatz von Spritzmitteln geben“, fordert Claudia Wegener. „Wir alle würden uns große Vorwürfe machen, wenn unsere Kinder an Krebs erkranken würden.“
Stichprobenartige Kontrollen der Landwirtschaftskammer
Beschreibung: Weihnachtsbaumplantage in Bestwig
Weihnachtsbäume fertig zum Abschlag
Die Weihnachtsbaum-Produzenten scheuen sich vor Stellungnahmen gegenüber den Medien. Um die Sorgen möglicher Weihnachtsbaumkunden zu zerstreuen, erklärt Waldbauer Anton Nieder schließlich, er würde keine glyphposathaltigen Mittel auf die Bäume selbst auftragen. Für weitere Fragen verweist er an die Landwirtschaftskammer NRW. „Glyphosat gilt als nicht giftig und ist schnell abbaubar“, erklärt Kammersprecher Bernhard Rüb. Die Kammer würde regelmäßig stichprobenartige Kontrollen bei den Bauern durchführen, um zu überprüfen, ob die Spritzmittel korrekt eingesetzt werden. Kontrollen seien auch bei Verdachtsfällen, die von Bürgern gemeldet würden, möglich.
Minister Remmel: „Keine Pflanzenschutzmittel“
Beschreibung: Johannes Remmel – NRW Verbraucherminister vor der Presse
NRW-Umweltminister Johannes Remmel
Die von den Bauern eingesetzten Mittel sind nach der jetzigen Gesetzeslage legal, das möchte die Bürgerinitiative ändern. Deswegen haben sich die Mitglieder im Juli 2011 mit einem Hilfegesuch an NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) gewendet – bislang gab es keine offizielle Antwort. Gegenüber dem WDR sagte Remmel: „Wir brauchen bei Weihnachtsbäumen keine Pflanzenschutzmittel“. Er plant eine Änderung des Waldgesetzes – die allerdings erst 2013 ansteht. Sein Ministerium hatte zudem bereits im Frühjahr das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) veranlasst, eine umfassende Untersuchung der Weihnachtsbaum-Plantagen im Sauerland durchzuführen. Die ersten Proben sollen Anfang 2012 genommen werden. Dabei soll besonders darauf geachtet werden, ob beispielsweise im Grundwasser die Höchstwerte von Glyphosat überschritten werden.
Schafeinsatz bei Bio-Weihnachtsbäumen
Dabei ließe sich die Produktion von Weihnachtsbäumen auch ohne Pflanzenschutzmittel durchführen. Statt Glyphosat könnten Schafe die Gräser einfach wegfressen, meint Remmel. Im Sauerland werden auch Bio-Weihnachtsbäume gepflanzt. Dort wird zwar auch ein kupferhaltiges Mittel gespritzt. „Aber diese sind nicht so schädlich wie die konventionellen Mittel“, so LANUV-Sprecher Peter Schütz.
In Bestwig ist bislang kein Bauer auf die Bio-Produktion umgestiegen. „Wenn ich hier lang fahre, könnte ich heulen“, sagt ein Mann, der nicht namentlich erwähnt werden möchte. Es sei ein kleiner Ort und es ginge um viel Geld. Er deutet aus dem Autofenster auf die Weihnachtsbäumchen und sagt: „Als ich ein Kind war, gab es hier noch Wald.“
WDR Stand: 17.10.2011, 06.00 Uhr