Gifte im Essen

Gifte in der Umwelt

Dioxinverseuchung trifft immer mehr Betriebe

Das Gesundheitsministerium in Erfurt teilte am 03.01.2011 mit, dass ein Schweinezuchtbetrieb in Thüringen 52 Tonnen belastetes Futter von einem Werk aus Sachsen-Anhalt bekommen hat.

In Nordrhein-Westfalen mussten 8.000 Legehennen getötet werden, die mit Dioxin verseuchtes Futter gefressen hatten. Die Behörden vermuten, dass etwa 120.000 dioxinbelastete Eier des Betriebes in den Handel und damit in den Verkauf gelangt sind.

Laut „n-tv“wurden inzwischen etwa 1.000 landwirtschaftliche Betriebe in Niedersachsen geschlossen.

Bei einer Eierprobe im westfälischen Soest lagen die ermittelten Werte um das Vierfache über dem erlaubten Grenzwert. Der Betrieb mit rund 80.000 Legehennen war bereits am 23. Dezember gesperrt worden. Nachdem anfangs die Behörden die Gefahr einer Vergiftung durch Eier als gering einschätzten, weitet sich mittlerweile der Dioxin-Skandal weiter aus, die Behörden überprüfen weitere Betriebe. Die betroffenen Bauern fürchten um ihre Existenz.

Es stellte sich heraus, dass der Futtermittelhersteller Harles & Jentsch im schleswig-holsteinischen Uetersen jahrelang Reste aus der Biodieselherstellung und der Nahrungsmittelindustrie aufgekauft und in seinen Futtermitteln verarbeitet hat. Das Dioxin stammt aus der Fettsäure von Biodiesel des Herstellers Petrotec im niedersächsischen Emden. Die Petrotc AG erklärte, die gelieferte Fettsäure sei allein zur technischen Verwendung z. B. von Schmiermitteln und nicht für die Produktion von Viehfutter bestimmt gewesen.

Dioxine sind gefährlich für Mensch und Tier. Als Langzeitwirkungen wurden Störungen des Immunsystems, schwere Erkrankungen der Haut, der Atemwege, der Schilddrüse und des Verdauungstraktes festgestellt. Im Tierversuchen wurden krebserregende Wirkungen nachgewiesen. Die einmal in die Umwelt gelangten Gifte bauen sich nur sehr langsam ab und reichern sich im Gewebe von Menschen und Tieren an.

Das Bundeslandwirschaftsministerium berichtet, dass bis zu 3000 Tonnen verseuchtes Futterfett im November und Dezember 2010 hergestellt und an 25 Futtermittelhersteller in mindestens vier Bundesländer geliefert wurden. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und den Futtermittelhersteller Harles & Jentsch in Uertersen (Kreis Pinneberg) durchsucht und Beweismittel sichergestellt.

Der Deutsche Bauernverband fordert, dass die Verursacher für den entstandenen Schaden der Bauern ohne Wenn und Aber einzutreten hätten. Das wird kaum möglich sein, da die Firma Harles & Jentsch inzwischen Insolvenz angemeldet hat. Es ist zu vermuten, dass die Bauern auf ihrem Schaden von insgesamt 100 Millionen € sitzen bleiben werden.

Nach Angaben des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure (BVLK) kann die Lebensmittelindustrie gar nicht ordnungsgemäß überprüft werden, da etwa 1500 staatliche Prüfer fehlen, um die Branche effektiv zu überwachen; so berichtete der BVLK-Vorsitzende Martin Müller der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Das politische Versprechen, die gesamten Lieferungen für Eier, Getreide, Milch und Fleisch staatlich zu kontrollieren, sei eine reine Wunschvorstellung. Bisher seien bundesweit 255 Kontrolleure für 1,1 Millionen Betriebe zuständig. In manchen Gebieten gäbe es nur einen Mitarbeiter zur Kontrolle von 1200 Firmen, so dass im Schnitt nur jeder zweite Betrieb überprüft werden könne. Dies sei die Folge der leeren Kassen der Kommunen.

Der Toxikologe Dr. Hill (Quelle: csn-deutschland) verfolgt seit mehreren Jahren die Kontaminierung von Eiern und anderen Nahrungsmitteln mit Dioxinen. Nach seinen Erkenntnissen sind Dioxine und PCB Teil der Nahrungskette von chlorierten Dioxinen und polychlorierten Biphenylen, die den Menschen als Endstation belasten. Ursache sei die Profitgier der Chemie- und Lebensmittelindustrie, es würden auf eine unglaubliche Weise Futtermittel mit technischen Fetten gestreckt. Dabei diene das Futter als Entsorgungsweg für die Giftindustrie. Der augenblickliche „Dioxin-Skandal“ sei also nichts Neues, er sei systembedingt und bestünde schon länger!

Inzwischen sind die Bürger aufgrund der sich widersprechenden Mitteilungen der Behörden verunsichert: Zuerst Abwiegelung, dann tröpfchenweise Eingeständnis, dass doch belastete Ware in den Handel gelangt sei. Weiter die unglaubhafte Aussage, dass die erhöhten Werte keinen Anlass zur Beunruhigung gäben. Die Menschen fragen sich, was man denn überhaupt noch essen kann? Immerhin wurde diesmal in Bio-Ware kein Dioxin gefunden.

Übrigens:

Der schwerste Dioxin-Skandal ereignete sich 1976 in einem Chemiewerk in Seveso. Dort trat aufgrund menschlichen Versagens eine Riesenwolke des Giftes aus. Noch heute leiden die Menschen, vor allem die Kinder, an den Folgen des als Seveso-Giftes bekannten TCDD.

Lesen und hören Sie auch den neuen Beitrag vom 10. Jan. 2011 bei YouTube:

Sie werden erkennen, wie recht der o.g. Toxikologe Dr. Hill mit seiner Aussage hat. Dagegen kann man die wiederholten Aussagen unserer Politiker „Konzequenzen zu ziehen“ als reine Volksverdummung einstufen.

Lesen Sie was Frau Dr. Angela Vogel, Vorsitzende vom Verband arbeits- und berufsbedingt Erkrankter e.V., am 17.01.2011 zum Dioxinskandal schreibt:

Dioxin in technischen Fetten – kein Skandal?

Seit Wochen beunruhigen uns die Nachrichten über die Dioxinfunde in Futtermitteln. Neben den Fragen, wie und wodurch Dioxine in Futtermitteln entstehen oder aber hineingelangen konnten, scheint die Frage gar nicht zu existieren, was Dioxine in technischen Fetten zu suchen haben.

Der Skandal hinter dem Skandal.

ArbeitnehmerInnen dürfen offenbar mit den Giften „Dioxine“, darunter das Supergift TCDD, arbeiten und sich dabei irreversibel kontaminieren. In Betriebsbuchführungen sind sie ja nur „Betriebsmittel“.

Gemeint sind damit aber nicht die Schmierstoffe, sondern die damit arbeitenden Menschen.

Dass auf das Konto von Dioxinen und Furanen so unendlich viele der schweren chronischen Erkrankungen mit – nicht selten – Exitus infolge Krebs gehen, stört hier nicht. Es muss öffentlich nur oft genug bestritten werden, vor allem aus berufenem Munde z.B. seitens der Vertreter des Bundesinstituts für Risikobewertung und von – augenscheinlich – nicht minder berufenen MedienvertreterInnen. Entscheidend dabei ist jedoch: Wer hat wen zu welchem Zweck berufen und mit welcher Aufgabe betraut?

Nach der Gefahrstoffverordnung haben Unternehmen, lassen sie ihre Beschäftigten mit Krebs erzeugenden, Erbgut verändernden oder reproduktionstoxischen Arbeitsmitteln und Produktbestandteilen arbeiten, alles zu tun, um die damit verbundenen Gefahren zu minimieren. Sie müssen Gefährdungsanalysen über alle diese Arbeitsplätze erstellen und Betriebsräte/Innen und die Beschäftigten darüber informieren. Ferner haben sie eine ganze Reihe von schützenden Maßnahmen zu ergreifen.

Wie sollen sie das tun, wenn ihnen technische Fette geliefert werden, von denen normalerweise anzunehmen ist, dass sie weit gehend ungefährlich sind?

Enthalten Schmierfette heimlich Dioxine, kann keiner der Anwender seine Belegschaften warnen und vor den Konsequenzen von Kontaminationen schützen. Unternehmen und Belegschaften sind allesamt den Machenschaften der Hersteller von technischen Fetten ausgeliefert.

Sie sind aber auch einer Politik ausgeliefert, der jegliches Bewusstsein und humanitäre Bereitschaft fehlt, ArbeitnehmerInnen in Gewerbe und Industrie, aber auch in der Landwirtschaft, in ihrer körperlichen, geistigen und seelischen Unversehrtheit zu schützen. Offenbar sind ArbeitnehmerInnen für sie keine BürgerInnen, die den Schutz des Grundgesetzes und der Menschenrechte genießen. Sie scheinen nur als Gewinn bringende KonsumentInnen und Gebärerinnen künftiger Arbeits-Generationen schützenswert.

Nicht weniger bedenklich ist, dass diese technischen Fette aus der Verwertung von tierischen und pflanzlichen Materialien auch zu Biodiesel entstammen. Sie haben richtig gelesen. Auch aus tierischen Produkten wird Biodiesel gemacht und es waren wohl eben diese tierischen Fette, die den Futtermitteln verbotenerweise beigemischt worden sind [1]. Diese u.a. tierischen Fette müssten der Logik der politischen Legende zufolge ebenfalls Dioxine enthalten, die über die Verbrennung in Diesel-Fahrzeugen entropisch über Land und Felder verteilt werden.

Das ist bzw. wäre allerdings nicht minder gefährlich wie die Wirkkaskade der Palette der chemisch unterschiedlich chlorbesetzten Dioxin- und Furankongenere in Lebensmitteln und Arbeitsstoffen.

Paradox genug hat niemand bislang die Dioxingehalte in Biodiesel gemessen. Auch dieses Problem scheint niemandem bewusst zu sein – oder es wird wohlweislich ebenso unter der Decke gehalten, wie das Wissen um die zentrale Rolle der Chlorchemie in diesem Geschehen.
Ohne Chlor keine Dioxine

2.) Noch immer scheint die Frage nicht beantwortet, wie die Dioxine in alle diese Fettmittel gelangen konnten.

Fest steht, dass Dioxine überhaupt nur in Gegenwart von Chlor und in Folge chemischer Reaktionen nach starker Erhitzung (bei TCDD mindestens über 800 Grad) entstehen können. Chlor muss dabei in ausreichenden Mengen vorhanden sein. Dies berücksichtigt, scheidet eine Verunreinigungsquelle wie Frittieröl aus, es sei denn, es enthielt so viel Chlor, dass sich Dioxine bilden konnten. Chlorfreie Frittierfette können dagegen höchstens Nitrosamine enthalten. Die sind allerdings auch Krebserzeuger. Zusammen mit all den anderen Krebserzeugern und Genmutatoren bescheren sie Onkologen wie der Chemotherapeutika herstellenden Pharmaindustrie riesige Umsätze – durch traumhafte Wachstumsraten des Canzerogengeschehens hier zu Lande. Seit den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben sich die Krebsfälle nahezu verdreifacht.

Sehr viel wahrscheinlicher ist es also, dass chlorhaltige Pestizide in beiden Fettarten, den tierischen wie pflanzlichen, die Hauptrolle spielen:

Foodwatch in Berlin hat am 10. Januar 2011 das Ergebnis der Messung einer von ihr bei der Firma Lübbe genommenen Probe von ölhaltigen Bio-Ab-fällen öffentlich mitgeteilt. In der Bepro-bung fanden die MitarbeiterInnen von foodwatch Chlorphenole, genauer: einen spezifischen Fingerabdruck bestimmter verschiedener Chlorphenole, wie sie z.B. in Brasilien als Fungizide zum Schutz des Sojaanbaus vor Pilzbefall eingesetzt würden.

Die meisten Chlorphenole enthalten herstellungsbedingt Verunreinigungen mit Seveso-TCDD, anderen Dioxinen und Furanen.

Dass hier die Quelle für die Kontaminationen hiesiger Futtermittelchargen zu suchen ist, ist auch deshalb plausibel, weil die Bio-Abfälle in ihrer Aufbereitung zu Futtermitteln und technischen Fetten nach bisherigem Kenntnisstand nicht so stark erhitzt werden, dass Dioxine entstehen könnten. Der Eintrag muss zuvor stattfinden. Falls sie doch derart erhitzt werden, können auch andere hier zu Lande als Pestizide eingesetzte Chlor-Organika die Ursache sein und so etwas wie eine Aufsummierung bewirken. Leider sind auch in der EU zahlreiche chlorhaltige sog. Pflanzen- und Insektenschutzmittel erlaubt und werden in schockierend hohen Mengen in Landwirtschaft, Gartenbau und Pflanzenzucht ausgebracht. Bei erheblicher Erhitzung des Pflanzenmaterials für die Fütterung können sie ebenfalls Quelle von Kontaminationen mit Dioxinen und Furanen werden – sozusagen ganz legal.

Fette/Öle aus der Petrochemie können dagegen nach starker Erhitzung immer Dioxine und Furane enthalten, dies u.a., wenn es zu katalytischen Prozessen bei ihrer Herstellung kommt. Das ist ein wichtiger Unterschied zu den technischen Fetten/Ölen, die aus unverschmutzten Pflanzenmaterialien gewonnen werden.

Merke: Technisches Fett ist nicht gleich technisches Fett. Art und Zustand des Ausgangsmaterials ist hier von entscheidender Bedeutung.

Natürlich sind auch kriminelle Akte nicht auszuschließen. Kriminell wäre es z.B, wenn Futtermittel- und Schmierfett-Hersteller Altöle aus Motoren und Transformatoren in ihre Silos gekippt hätten. Altöle aus Motoren und Transformatoren dürfen hier zu Lande seit mehr als zwanzig Jahren nicht recycelt werden. Doch lassen sich solche Machenschaften nicht verhindern. Staatliche Kontrolle kann nur die Dauer des Absatzes solcher Produkte verringern, gesetzliche Vorgaben als solche hingegen nicht.
Verspieltes Vertrauen

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, sagt der Volksmund. Das Vertrauen ist jetzt endgültig verspielt, also bleibt nur die bessere Kontrolle. Die aber funktioniert ohne das entsprechende Bewusstsein der KontrolleurInnen und ihrer Auftraggeber nicht, dass Häufigkeit und Qualität ihrer Kontrollen Leben und Gesundheit unendlich vieler Menschen rettet oder retten kann.

Doch gerade daran scheint es zu mangeln. Zu Recht hat foodwatch der Bundesregierung vorgeworfen, sie decke „Giftmischer, anstatt Lücken im System“ zu schließen.

Deshalb unterstützen wir die politischen Forderungen von Thilo Bode, Frontmann von foodwatch, die Unternehmen gesetzlich zu verpflichten „jede Charge jeder Futtermittel-Zutat selbst auf Dioxin zu testen und dies für die Behörden zu belegen“. Überschreitet das Messergebnis den Grenzwert, muss die Charge vernichtet werden.

Doch dürfen sich die politischen Forderungen nicht auf die Futtermittel beschränken.

Millionen von ArbeitnehmerInnen nicht nur in der Metall- und Elektroindustrie stehen täglich in der Gefahr, sich bei ihrer Arbeit mit technischen Fetten/Ölen zu kontaminieren, unheilbare sehr schmerzhafte Nerven [2] – und Immunsystemschäden oder andere unheilbare (!) Erkrankungen an Leber, Nieren, Galle, Lunge, Muskeln, Knochen [3] und Zellschäden [4] etc. zu erleiden, frühzeitig erwerbsunfähig zu werden und unter kaum vorstellbaren langjährigen Qualen früher zu sterben. Für diese immer noch großen Bevölkerungsteile der gewerblichen ArbeitnehmerInnen gilt die Rede vom langen Leben nicht – ganz im Gegenteil. Sie sind es, die durch ihr frühzeitigeres Ableben die Renten der lang lebenden ´White collar worker´ mitfinanzieren.

Wir fordern Chargenzertifizierung technischer Öle/Fette

Für technische Fette/Öle fordern wir deshalb eine Kontroll- und Zertifizierungspflicht seitens der Fettproduzenten, die die Dioxin- und Furanfreiheit der gelieferten Chargen garantiert. Dasselbe muss für Biodiesel gelten.

Auf Verlangen der Käufer muss der Lieferbetrieb zudem die Messergebnisse der Kontrollprüfung mitteilen, bzw. sie von sich aus den zuständigen Kontrollbehörden mitteilen.

Chargen ohne Zertifizierung dürfen nicht mehr vermarktet werden, auch nicht auf dem Markt für KfZ-Antriebsstoffe.

Die beliebte Verdünnung kontaminierter technischer Fette/Öle, aber auch von Futtermitteln, ist gesetzlich zu verbieten, zumal die beliebte ´Verdünnung´ mit nicht oder weniger kontaminierten Chargen pure Augenwischerei ist. Das Ende vom Lied wäre, dass alles Gelieferte kontaminiert ist, wenn auch zunächst nur mit geringeren Anteilen. Die aber summieren sich binnen kurzem auf.

Täuschen wir uns nicht: Der scheinbar kluge Kompromiss „Verdünnung“ ist jetzt schon als eine weitere der großen irreversiblen Dummheiten erkannt, Dioxine und Furane zu allgegenwärtigen Giften in Leben und Umwelt zu machen, die heute schon (u.a.) für das massive Artensterben und für die finanziell kaum noch ausgleichbare Zunahme menschlicher Erkrankungen sorgen. Dioxine sind starke Nervengifte. Auch die immer mehr Besorgnis erregende Entwicklung von Demenzen geht u.a. auf ihr Konto. Das aber gilt für alle chlorhaltigen Substanzen – neben Quecksilber (Amalgam), Blei, Mangan (etc.).

Wer also denkt, okay, Seveso, das ist lange her und Geschichte, der irrt.

Nach der seit dem 01. Dezember 2010 in Kraft getretenen Gefahrstoffverordnung haben zwar alle Unternehmen a) Gefährdungsanalysen über die in ihrer Verantwortung betriebenen Arbeitsplätze durchzuführen, b) den Nachweis zu erbringen, dass die dort verwendeten oder entstehenden Substanzen/Produkte keine Krebserzeuger, Genveränderer oder Fruchtbarkeitsstopper für Menschen sind, c) die darüber angefertigten Dokumentationen aufzubewahren und d) ggf. auch auf Verlangen tatsächlich vorzuweisen. Deshalb hat die Firma Harles & Jentzsch ihre im März 2010 genommene Beprobung jetzt vorlegen müssen, andere hingegen nicht, weil sie nach der vorher geltenden GefahrstoffVO nicht aufbewahrt werden mussten.

Nach der Futtermittelverordnung allein wäre sie nicht verpflichtet gewesen, Messprotokolle und Messergebnisse zu archivieren. Dokumentation und deren Aufbewahrung für zwei, bzw. sechs Jahre ist in dieser Verordnung nur für Trockenfutterproduktion und im Falle von behördlichen Ausnahmegenehmigungen vorgesehen. –

Wäre es also allein nach der FuttermittelVO gegangen, die Öffentlichkeit hätte nie erfahren, wie lange die Firma schon kontaminiertes Futter in Umlauf und damit de facto in Tiermägen etcpp. eingebracht hat.

Eine solche rechtliche Lage ist allein schon so etwas wie eine rechtliche Begünstigung einzelner gesellschaftlicher Grupperungen von Amts und politischer Funktion wegen.

Doch was hilft es uns, dass die Firma jetzt ihre Messergebnisse vorlegen musste? Tatsächlich ist das Ergebnis deprimierend: Die Messung selbst hatte nur zur Konsequenz, dass sich die Firma im Spätherbst 2010 selbst anzeigte. Zuvor aber konnte sie das kontaminierte Futter über Monate hin ungestört versilbern –

und – jetzt – eventuell fällig werdenden Schadensersatzforderungen der Geschädigten durch Insolvenz entgehen, ob gewollt oder zwangsläufig, das mag dahin stehen.

Wie lange wollen wir eigentlich noch warten bis es möglich ist, ressortverantwortliche PolitikerInnen straf-, verwaltungs- und zivilrechtlich für Begünstigungsakte bzw. unterlassene Regulierungen zu Gunsten Einzelner oder einzelner Gruppierungen mit derartigen oder vergleichbaren gesamtgesellschaftlichen Schadwirkungen zur Rechenschaft zu ziehen?

Wie lange wollen oder können wir diese politisch und rechtlich institutionalisierte Korruption noch dulden, ohne Gefahr zu laufen, dass unsere gesamte Gesellschaft daran zugrunde geht?

Angela Vogel, abekra e.V., erweiterte Fassung vom 17-1-2011

siehe auch mit Literatur unter:
http://abekra.de/Aktuelles/Aktuelles_Frame.htm

[1] Seit der BSE-Krise – BSE erzeugt bei Menschen u.a. die schwere Creutzfeld-Jakob“-Erkrankung im Hirn – sollten keine tierischen Produkte mehr an Tiere verfüttert werden.

[2] Wolfgang H. Zangemeister, Alexandra Preisser (2007), Zentralnervöse Spätfolgen nach langjähriger Schadstoffexposition am Beispiel von TCDD und HCH; vgl. auch Prof. W. Huber (2008), Polyneuropathie oder Enzephalopathie durch organische Lösungsmittel, in Umwelt-Medizin-Gesellschaft, unter: http://www.umg-verlag.de/umwelt-medizin-gesellschaft

[3] Aufschluss darüber gibt der Urteilstext des sog. Holzschutzmittelprozesses von 1996. Darin sind die wesentlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse über die humantoxischen Wirkungen der Dioxine auf nahezu alle menschlichen Organe und Organsysteme zusammengetragen, die in den Prozess gutachterlich eingebracht worden sind. Hier finden sich auch die wesentlichen Wissenschaftsfälschungen berücksichtigt, die heute noch zu der irrigen Annahme in den Medien beitragen (zuletzt von Katrin Blawatt in der Süddeutschen Zeitung vom 15./16. Januar 2011 mit dem Titel „Dioxin als ständiger Begleiter“, wobei dieser Beitrag eine Reihe weiterer unrichtiger Tatsachenbehauptungen enthält und insofern insgesamt unbrauchbar ist), ´man´ wisse über die toxischen Wirkungen der Dioxine immer noch viel zu wenig.

[4] Oesch-Bartlomowicz B., A. Huelster, O. Wiss, P. Antoniou-Lipfert, C. Dietrich, M. Arand, C. Weiss, E. Bockamp and F. Oesch (2005) Aryl hydrocarbon receptor activation by cAMP versus dioxin: divergent signaling pathways, Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 102, 9218-23 – diese Grundlagen-Forschungs-arbeit des Toxikologischen Instituts der Universität Mainz hat weltweites Aufsehen erregt – siehe Zusammenfassung in Scinexx 2005.

Der Artikel „Dioxine in technischen Fetten – kein Skandal?“ ist zwischenzeitlich den BundesministerInnen Dr. von der Leyen, Arbeits- und Sozialministerin, Frau Ilse Aigner, Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, und Dr. Norbert Röttgen, Minister für – hier spricht die Satirikerin: Verlängerung der Atommüllproduktion und Umweltverbrauch, zugegangen, in Kopie den entsprechenden Ausschüssen des Deutschen Bundestages.

Soweit Frau Dr. Angela Vogel. Lesen Sie weiter unter:

Aktuelles / Aktionen – abeKra

Berlin – tu wat

Weiterhin finden Sie zusätzliche Informationen zum Thema vegane Ernährung unter dieser Website:
Provegan.info